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Forschergruppe wertet erste Befragung aus

Über 600 Personen haben sich im letzten Jahr an der Befragung der Initiative „Gemeinsam Weiterkommen“ beteiligt. Professor Sebastian Bamberg und seine Forschungsgruppe an der Fachhochschule Bielefeld betreiben schon seit Jahrzehnten Verkehrsforschung. Wir begleiten Projekte in unterschiedlichen Kommunen, alle mit demselben Ziel: wie kann eine sozial-ökologische Mobilität der Zukunft aussehen? Eine, die alle gleichermaßen zufriedenstellt: die Anwohnerinnen und Anwohner, die Beschäftigten und Gewerbetreibenden, aber auch Klimaschutz und Nachhaltigkeit mitdenkt.

Soziale Normen regeln unseren Alltag. Sie entstehen durch Gespräche, Beobachtungen und Erfahrungen. Wir haben zu vielen Themen starke Überzeugungen darüber, was ein „übliches Verhalten“ ist. Und daran orientieren wir unser eigenes Handeln und Denken. Auch in Bezug auf Mobilität. Unsere Idee ist es also, Mobilitätsverhalten als soziales Verhalten zu verstehen. Und dies zeigt sich tatsächlich in unseren Daten: je nachdem welche Stimmung und welches Mobilitätsverhalten der Bad Boller*innen die Befragten wahrnehmen, nutzen sie selbst auch mehr oder weniger häufig das Auto.

Wir haben folgende Fragen gestellt: Was glauben Sie, unabhängig von Ihrer eigenen Meinung, wie stehen die Menschen in Bad Boll zu verkehrspolitischen Themen? Wie bewegen sie sich fort? Hier einige Ergebnisse:

Die Befragten überschätzen beispielsweise die Nutzung des ÖV durch andere, nutzen ihn selbst aber kaum. Sie nutzen den PKW etwas seltener selbst, als sie denken, dass es die anderen tun.

Nun zu den Fragen nach der vermuteten Unterstützung bestimmter verkehrspolitischer Fragen: So vermuten die Befragten eine starke Unterstützung der Bad Boller*innen für politische Maßnahmen zur Stärkung von E-Mobilität oder Fahrradinfrastruktur. Gleichzeitig nehmen die Bad Boller*innen jedoch eher wenig Unterstützung für eine stärkere gesetzliche Regulation der Pkw-Nutzung wahr. Für Maßnahmen, die auf einen Rückbau der Pkw-Infrastruktur abzielen, nehmen sie die mit Abstand geringste soziale Unterstützung wahr.

Unser Eindruck: Bad Boller*innen nehmen das öffentliche Klima so wahr, dass ihre Mitbürger*innen beides wollen: Mehr Förderung von Radnutzung und E-Mobilität, aber auch attraktive Bedingungen für Pkw-Nutzung. Als besonders niedrig schätzen sie die soziale Unterstützung für Maßnahmen ein, die auf einen Abbau von Pkw Privilegien abzielen. Mobilitätskultur spiegelt offensichtlich den wahrgenommenen sozialen Konsens über die Qualität der aktuellen lokalen Verkehrsinfrastruktur wider – und fördert oder hemmt so z. B. die Radnutzung.

Die lokale Mobilitätskultur in Bad Boll kann man also entweder als halb leer (starke Pkw-Orientierung) oder als halb voll (wahrgenommene stärkere Unterstützung eine intermodalen Mobilitätsvision, starke Unterstützung von Maßnahmen zur Förderung der Radnutzung, E-Mobilität) bewerten. Diesen derzeit noch offenen Diskurs in Richtung einer nachhaltigeren Mobilitätskultur der Zukunft für Bad Boll zu stoßen, ist Ziel der Initiative „Gemeinsam Weiterkommen“. Machen Sie mit! Diskutieren Sie mit uns. Was wünschen Sie sich für die Mobilität der Zukunft in Bad Boll?

Haben Sie Fragen oder Anmerkungen zu der Umfrage? Melden Sie sich gerne per Mail bei Professor Bamberg: sebastian.bamberg@fh-bielefeld.de

Weitere Informationen

Veröffentlichung

Fr, 31. Januar 2020

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