Wo stehen wir?

Wo stehen wir kurz vor Abschluss des Förderprojekts „Betriebliches Mobilitätsmanagement“ des BMVI? Was haben wir gelernt aus der Projektlaufzeit und aus dem Workshop, in dem wir am 5. und 6. November 2020 unser Projekt diskutiert und Erfahrungen mit Expert*innen und anderen Projekten ausgetauscht haben?

 

Zu Beginn des Projekts hatten wir folgende Ziele formuliert:

  1.   Wirksame Strategien und übertragbare Ergebnisse zur Veränderung von Mobilitätsverhalten im ländlichen Raum
  2.   Verbesserung der Erreichbarkeit der Standorte
  3.   Geringere CO2- und andere Emissionen durch die von den Unternehmen induzierten Verkehre, gemeinsame Nutzung vorhandener Infrastruktur und stattfindender Verkehre.

 

An diesen Kriterien wollten wir den Erfolg des Projekts messen:
Bis zum Ende des Projektzeitraumes (Dezember 2020) sind folgende Ziele erreicht und Maßnahmen umgesetzt:
    a. Bushaltestelle „Seminaris/WALA“ ist eingerichtet und wird von Linie 20 angefahren
Die Bushaltestelle WALA wurde im Dezember 2019 fertiggestellt und wird von der Linie 20 angefahren.
    b. Eine sichere Fahrrad- und Pedelecabstellanlage ist an der Bushaltestelle „Reha-Klinik/Evangelische Akademie“ installiert.
Das vormalige Buswartehäuschen wurde zu einem modernen Radparkhaus umgebaut. Es gibt Lademöglichkeiten für E-Bikes, Schließfächer und Fahrradboxen sowie Bügel zum Anschließen von Fahrrädern.
    c. Es besteht eine verlässliche Busanbindung nach Göppingen im Halbstunden-Takt.
Seit Januar 2019 gibt es an Wochentagen mindestens einen halbstündlichen Takt, am Wochenende mindestens stündlich.
    d. Von allen Partnerunternehmen haben sich Mitarbeitende an den Befragungen der FH Bielefeld beteiligt.
Es haben sich viele Mitarbeitende beteiligt, es liegen uns aber keine Daten vor, ob von allen Betrieben Beschäftigte teilgenommen haben.
    e. Es haben mindestens 5 öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen in Bad Boll stattgefunden
Öffentlichkeitswirksam war vor allem die Parkplatzumwandlung zur Terrasse am Eiscafé, aber auch die Aktionen rund um das STADTRADELN, verschiedene Infostände an der Bushaltestelle, am Dorfladen und beim Berta-Tag, der Corona-Lieferdienst mit dem Lastenrad, eine Veranstaltung mit Verkehrsminister Hermann und eine Diskussionsveranstaltung mit Prof. Bamberg. Auch die Befragungen durch die FH Bielefeld wurden wahrgenommen.
    f. Mindestens 5 visionäre Kleingruppen wurden gebildet und diese haben konkrete Lösungsvorschläge erarbeitet
Leider ist es nicht gelungen, Bürger*innen in ausreichender Zahl für Reallabore zu gewinnen. Es gab einzelne Kontakte und Unterstützung bei unseren Aktionen, aber die Beteiligung hat nicht so funktioniert, wie wir uns das gewünscht haben.
    g. Aus den Ergebnissen der Befragungen lässt sich eine messbare Veränderung des Mobilitätsverhaltens ableiten
Es sind kleine Veränderungen, aber es gab signifikante Verschiebungen in der verkehrspolitischen Stimmungslageund der Wahrnehmung sozialer Normen im Bereich Mobilität. Leider haben die noch nicht zu Verhaltensänderungen geführt.
    h. Reduktion der Wege, die mit dem PKW zurückgelegt werden um 10 % (Basis Befragungen FH Bielefeld)
Leider können wir eine Reduktion der Pkw-Nutzung weder nachweisen noch feststellen. Vermutlich ist der Zeitraum einfach zu kurz, um Verhaltensänderungen zu bewirken.

 

Im Workshop wiesen die Sozialwissenschaftler*innen auf die Bedeutung von Evaluation hin, damit wir besser verstehen, wie Transformationsprozesse funktionieren und gelingen können, und welchen Beitrag Projekte wie gemeinsamweiterkommen leisten können. Für unser Projekt wären über einen längeren Zeitraum immer wieder Erhebungen „harter“ Daten sinnvoll, z. B. Zählungen an Fahrradabstellanlagen oder auf Parkplätzen.

 

Ein wichtiger Baustein unseres Projekts ist eine gemeinsame Vision dessen, wie Bad Boll in Zukunft mobil sein soll. Leider hat uns dafür eine breite Beteiligung der Bevölkerung gefehlt, aber wir haben mit unseren Projektpartnern intensiv darüber diskutiert. Vielleicht kann es mit konkreten Projekten wie Parkraummanagement und der Reaktivierung der Bahnstrecke gelingen, mehr Menschen für die Mitarbeit in Reallaboren zu gewinnen. Wir wollen gemeinsam lernen, utopisch zu denken und Transformationspfade zu beschreiben, und wir wollen experimentieren und Prototypen neuer Mobilitätsformen ausprobieren und diskutieren.

 

Aber wir lernen auch am Scheitern. Das Projekt war von Anfang an als Lernprozess konzipiert. Wir haben vieles ausprobiert, mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Was in jedem Fall hilft, ist die große Anzahl an sichtbaren Aktionen. Insgesamt 112 Interventionen haben wir zwischen März 2018 und November 2020 durchgeführt, darunter Infostände, Partnertreffen, Workshops, Teilnahme an Veranstaltungen und Netzwerktreffen, öffentliche Aktionen und Parkplatzgespräche. Diese hohe Taktzahl werden wir ohne Fördermittel nicht aufrecht erhalten können, aber es wird auch künftig wichtig sein, in der Öffentlichkeit immer wieder präsent zu sein. Drei Viertel der Bad Boller Bürger und der Beschäftigten haben angegeben, gemeinsamweiterkommen zu kennen – und die meisten finden das Projekt gut. Das ist sicher auf unsere Sichtbarkeit in den Betrieben, im Ort und in der Presse zurückzuführen.

 

Für die Zukunft streben wir eine Fortsetzung des überbetrieblichen Ansatzes mit entsprechenden Projektstrukturen und ein dauerhaftes Engagement der Projektpartner an. Mittel- und langfristig soll unser Projekt dazu beitragen, die Mobilitätskultur am Standort zu verändern und Mobilitätsverhalten nachhaltiger zu machen. Nicht zuletzt sehen wir die Wirkung unseres Projekts darin, im vorpolitischen Raum den Boden zu bereiten für breite Akzeptanz für Veränderungen.

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Veröffentlichung

Do, 26. November 2020

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