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Bad Boll - gemeinsam weiterkommen? Ergebnisse der zweiten Befragung liegen vor

Mein Wunsch für die Mobilität der Zukunft in Bad Boll?
Dass alle Arten der Fortbewegung auch weiterhin möglich sind:
Zu Fuß, Rad, Bus, Pkw und die entsprechende Toleranz für alle Arten.

(Wunsch einer der Befragten)

 

Nach über 600 Teilnehmenden im Frühjahr 2019, nahmen im Februar und März 2020 über 500 Personen an der Befragung im Rahmen des Projektes gemeinsamweiterkommen teil. 250 davon sogar zum zweiten Mal – vielen Dank, dass ist großartig und spricht für Ihr Interesse an dem Projekt! Unser gemeinsames Ziel: ein Bad Boll mit noch mehr Lebensqualität und einem fairen Miteinander aller Mobilitätsformen.

 

Initiative gemeinsamweiterkommen wird positiv wahrgenommen

 

Besonders freut uns, dass die vielen Befragten die Initiative vorwiegend positiv wahrnehmen:
Über 90% der Befragten ist die Initiative ein Begriff und sie wird auch überwiegend gut bewertet: 84% finden das Projekt (eher) gut und über 83% sind der Überzeugung, dass die Initiative im Sinne Bad Bolls ist. Dies ist für uns als Projektkonsortium Rückenwind – vielen Dank für dieses positive Feedback!

Abb. 1 Zustimmung zur Initiative

 

Was ist das Ziel der Befragung?


Das Ziel der Initiative ist das Initiieren einer sozial-ökologischen Verkehrswende für Bad Boll. Also die Frage: wie kann eine Zukunft der Mobilität aussehen, die alle zufrieden stellt und nachhaltig ist? Die großen Herausforderungen, vor die der Klimawandel den Kommunen stellt, können wir nur gemeinsam lösen. Dafür treten wir mit Ihnen in Kontakt und experimentieren gemeinsam. Diskutieren über Alternativen, über Ihre Vision wie es anders und besser gehen könnte.


An dieser Stelle: vielen Dank für all die anregenden Gespräche mit Ihnen!


Die Befragungen in Bad Boll dienen dem Beantworten der Frage: tut sich denn was in Bad Boll? Nehmen Sie ein anderes verkehrspolitisches Klima wahr? Haben Sie den Eindruck, dass sich Bad Boll ökologischer fortbewegt?

 

Normen im Fokus


Die Versuche der letzten Jahre, das Mobilitätsverhalten der Menschen zu verändern, sind Großteils gescheitert. Meistens konzentrierten sich die politischen Ansätze auf Appelle an die Vernunft der Menschen: fahre mehr Fahrrad, dann lebst du gesünder und sparst Geld. Doch der Anteil der jeweiligen Verkehrsmittel bleibt seit Jahren unverändert: mit Abstand am häufigsten wird in den meisten deutschen Kommunen das Auto benutzt.


Also ergibt sich die Frage: wie können wir denn dann Mobilitätsverhalten ändern? Wenn es durch Appelle nicht funktioniert?


Das Projekt gemeinsamweiterkommen steht für einen alternativen Ansatz: Kern unserer Befragungen sind soziale Normen. Sie geben uns Menschen Richtlinien über das, was ein „übliches Verhalten“ in bestimmten Situationen ist. Durch Beobachtung, Gespräche und Erfahrungen bilden wir uns ganz automatisch eine Meinung über vermeintliche verkehrspolitische Stimmungslagen und das Mobilitätsverhalten unserer Nachbarn und Arbeitskollegen. Und diese wiederum ziehen wir bei unseren eigenen Entscheidungen, wie wir uns wann fortbewegen, heran: wenn ich das Gefühl habe, dass von meinen Arbeitskolleginnen und Kollegen alle mit dem Auto zur Arbeit kommen, ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich dies auch tue, sehr hoch.


Genau diese Wahrnehmung wollen wir verändern. Durch das Aufzeigen von Alternativen und dem Einladen diese auszuprobieren. Wenn Sie bemerken, dass sich tatsächlich viele Bürgerinnen und Bürger in Bad Boll bessere Fahrradwege oder e-Pedelec-Verleihstationen wünschen, steigt die Chance an, dass auch Sie selbst für eine Förderung solcher Ansätze stehen.

 

Abb. 2 Wahrnehmung und Präferenz

 

Was sind die Erkenntnisse?


Nach einem Jahr gemeinsamweiterkommen dient die zweite Befragung dem Test: hat sich die verkehrspolitische Stimmung und das Mobilitätsverhalten in Bad Boll verändert?


Ja!

 

Sowohl das wahrgenommene als auch das selbstberichtete Mobilitätsverhalten haben sich Großteils in eine ökologischere Richtung entwickelt. Ihre Einschätzung der Bad Bollerinnen und Bad Boller zeigt vor allem einen deutlichen Anstieg der wahrgenommenen Fahrrad-Nutzung, sowohl auf dem Weg zur Arbeit, als auch beim Einkaufen und bei Alltagswegen. Beim letzteren haben Sie auch den Eindruck, dass der öffentliche Nahverkehr deutlich an Relevanz gewonnen hat.


All diese Ergebnisse spiegeln spannenderweise auch das selbstberichtete Mobilitätsverhalten. Die Befragten gaben hier ebenfalls an sich häufiger auf das Fahrrad zu schwingen oder zu Fuß zu gehen. Der öffentliche Nahverkehr spielt bei Alltagswegen auch für Sie persönlich eine bedeutsamere Rolle.


Dies sind tolle Erkenntnisse, zeigt es doch die Tendenz, dass die Bad Bollerinnen und Bad Boller einerseits das Gefühl haben, dass die nachhaltigen Verkehrsmittel häufiger genutzt werden als im Vorjahr. Und andererseits, das sich dies in dem selbstberichteten eigenen Mobilitätsverhalten widerspiegelt.


Nicht zu verschweigen ist jedoch, dass sich am beobachteten und dem eigenen PKW-Verhalten noch nichts getan hat: hier ist die Nutzung unverändert hoch. Die Einschätzung der Befragten zur verkehrspolitischen Stimmungslage verdeutlicht diesen Zwiespalt: es wird eine Stimmung wahrgenommen, die durchaus politische Förderung nachhaltiger Mobilitätslösungen und Konzepte wie bspw. e-Mobilität oder eine bessere Fahrradinfrastruktur unterstützen. Doch genauso wird vermutet, dass an der aktuellen PKW-Freundlichkeit nicht viel verändert werden sollte.


Eine Ausnahme stellen interessanterweise die Einschätzungen zur Parkplatzsituation in Bad Boll dar: die wahrgenommene Unterstützung für die Maßnahme zur Reduzierung und Kostenpflichtigkeit von Parkplätzen in der Dorfmitte und dem Badareal, sowie vollständig PKW-befreiter Ortsteile, ist deutlich genstiegen.

 

„Dorfkern sollte autofrei sein! Anlieger frei.

Durchgangsverkehr umleiten.“
(Anmerkung einer Befragten)

 

Was sagt uns das nun?


Nach der ersten Befragung stellten wir ein ähnliches Ergebnis fest und nahmen dies zum Anlass uns das Ziel zu setzen, den damals als offen wahrgenommenen Diskurs in Richtung einer nachhaltigeren Mobilitätskultur der Zukunft für Bad Boll zu lenken. Die oben beschrieben Ergebnisse zeigen: dies ist gelungen. Die Tendenz zeigt in die richtige Richtung. Hin zu einem sozial-ökologischen, fairen Miteinander aller Mobilitätsformen im Bad Boller Straßenverkehr. Die Bereitschaft, sich stärker mit den alternativen, nachhaltigen Mobilitätsformen auseinanderzusetzen ist der erste Schritt zu einer neuen Mobilitätskultur.


Natürlich ist unser Weg aber noch nicht zu Ende. Wir sind weiter präsent und haben noch einiges vor! Bleiben Sie also aufmerksam, gesund und neugierig. Und machen Sie mit: denn nur gemeinsam, können wir noch weiter kommen.


Philipp Rollin, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Sozialwesen, FH Bielefeld

 

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Veröffentlichung

Mi, 29. April 2020

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